Georg-Schulze-Steinbruch

 

Die Grauwacke

 

Jahrhundertelanges Baumaterial der Region

 

Der Begriff Grauwacke wurde von Harzer Bergleuten geprägt und wird auch Harzburgit nach dem ursprünglichen Fundort Bad Harzburg genannt. Das Synonym Wacke ist seit mindestens 1780 belegt und ist ein veralteter Name für Wackersteine, grau steht für die dunkelgraue Färbung. Grauwacken sind graue bis grüngraue Sandsteine mit einem hohen Anteil an Feldspat und Matrix. 

Die Grauwackeausläufer des Harzes reichten bis ins 60 km entfernte Ebendorf und bildeten den Grundstein des Gesteinsabbaus in und um Ebendorf.

Die Grauwacke zieht sich in zwei Rücken einmal von Magdeburg-Neustadt über Ebendorf bis nach Flechtingen und zweitens von Magdeburg-Mitte über Olvenstedt bis nach Rottmersleben.

Jahrhunderte hat man die in den Steinbrüchen gewonnenen Bruchsteine zum Häuserbau verwendet. So sind der im Jahre 1457 erbaute Kirchturm und fast alle alten Mauern, welche die Gehöfte in Ebendorf begrenzten, aus diesen grauen und braunen Steinen errichtet worden.

Aber auch in der Stadt Magdeburg wurde dieses Material verbaut.

Die Ebendorfer Steinbrüche waren Tagebaubetriebe. Die Grauwacke wurde hier aus ihrer natürlich gewachsenen  Gesteinslagerstätte abgebaut und zu Baustoffen aufbereitet. Dabei baute man bis zu einer Tiefe von 22 m ab.

1890 waren in Ebendorf in den drei Steinbrüchen noch 60 Arbeiter beschäftigt. Der Steinbruch an der Barleber Chaussee gehörte den Gebrüdern Geißler aus Hundisburg. Für das Jahr 1906 ist ein Friedrich Bondieck als Steinbruchmeister verzeichnet.

 

Ein großes Problem stellte von je her der hohe Grundwasserspiegel in Ebendorf dar. Da ständig das eindringende Wasser abgepumpt werden musste, wurde der Abbau immer unrentabler. Dazu kamen viele neuere Baustoffe, so dass die Grauwacke immer weniger verbaut wurde. Auch im Straßenbau verdrängten Beton, Asphalt und Granitsteine mehr und mehr die herkömmlichen Wackersteine. 1914 wurde deshalb der Gesteinsabbau in Ebendorf eingestellt.

Dennoch zeugen die Steinbrüche in Ebendorf auch heute noch von der früheren Bedeutung dieses Baumaterials. Auch im Wappen der ehemaligen Gemeinde Ebendorf sind zwei Steinbruchwände dargestellt und sind somit eine Hommage an die alte Industrietradion im Ort.

Da die Steinbrüche in Ebendorf offen gelassen wurden, liefen Sie allmählich voll Wasser.  Nach und nach wurden diese Seen auch fischreich, Wasservögel aller Art brachten von der Elbe und anderen Gewässern Laich herbei. Es gibt hier u.a. Karpfen, Schleien, Karauschen, Hechte, auch ein Wels ist schon beobachtet wurden.

Heute zeugt lediglich der alte Aufzugsturm von der ehemaligen Betriebsamkeit am Steinbruch. Dieser  Turm soll 1944/45 noch zu einer Verwendung als Flakstellung gekommen sein und diente wohl hier zum Schutz der Stadt Magdeburg vor Fliegerangriffen.

Der Turm ist zwischenzeitlich recht baufällig und soll in Eigeninitiative einiger Ebendorfer Bürger erhalten bleiben.

Der Steinbruch an der Barleber Chaussee ist heute 110 m lang, 80 m breit und das Wasser 22 m tief. 

Seit 1928 gab es auch die Tradition der Nutzung des Gewässers als Badesee. Die Schule führte hier jährlich Wettschwimmen durch, so waren z.B. am 10. Jahrestag des Schwimmbeginns hier 70 Schüler beteiligt. Viele Ebendorfer haben im Steinbruchsee das Schwimmen erlernt.

Heute ist das Baden im See offiziell untersagt, da die hier herrschenden Bedingungen einen sicheren und überwachten Badebetrieb nach heute geltenden Bestimmungen nicht bzw. nur mit sehr großem materiellen und finanziellen  Aufwand ermöglichen.

1935 erwarb die Gemeinde Ebendorf den Steinbruch und seit 1978 ist der Steinbruch an der Barleber Chaussee als Geotop in die Liste der Geotope zunächst der DDR, dann durch Übernahme in die des Landes Sachsen-Anhalt als Naturdenkmal eingetragen.  

Das Landesamt für Geologie und Bergwesen des Landes Sachsen-Anhalt schreibt über Geotope, sie seien Fenster in die Entwicklungsgeschichte der Erde. Sie umfassen Aufschlüsse von Gesteinen, Böden, Mineralien und Fossilien sowie einzelne Naturschöpfungen oder natürliche Landschaftsteile.  Diejenigen Geotope, die sich durch ihre besondere erdgeschichtliche Bedeutung, Seltenheit, Eigenart und Schönheit auszeichnen, sind als schutzwürdige Objekte anzusehen. Für Wissenschaft, Forschung und Lehre sowie für Natur- und Heimatkunde sind sie Dokumente von besonderem Wert.

Der Steinbruch an der Barleber Chaussee ist als ein solches Naturdenkmal von unschätzbarem Wert für die Ortschaft Ebendorf und ihre Einwohner und sollte deshalb unbedingt für die Öffentlichkeit erhalten bleiben und zugänglich sein.